14.01.2020: Martin NEBEL (Stuttgart): Mit Flügeln auf die Bäume – neue Erkenntnisse zur Phylogenie der Gattung Metzgeria (Marchantiophytina, HS 32.01, Institut für Biologie, Bereich für Pflanzenwissenschaften, Holteigasse 6, 17:00 Uhr.
Die Gattung Metzgeria ist mit rund 100 Arten weltweit verbreitet. Die höchste Diversität erreicht sie in den Tropen Südamerikas. Molekulare Phylogenien haben gezeigt, dass die Metzgeriaceae mit den Aneuraceae als Schwestergruppe eine eigene Verwandtschaft innerhalb der thallosen Lebermoose bilden. Ein datierter molekularer Stammbaum erlaubt jetzt Einblicke in die Evolution. Wahrscheinlich hat sich Metzgeria aus bodenbewohnenden Vorfahren zu Epiphyten entwickelt. Dabei haben sie sowohl die symbiontischen Pilze wie die Rhizoiden verloren. Um häufiger mehr Sporen bilden zu können, sind sie pleurokarp geworden. Die einschichtigen breiten Flügel links und rechts des Thallus sind wohl auch eine Anpassung an das epiphytische Leben. Sie dienen der Wasserspeicherung und dem Schutz der Gametangien. Die europäischen Arten stammen ursprünglich aus den Tropen, die molekulare Analyse zeigt Verbindungen nach Mittel- und Südamerika aber auch nach Asien auf. Metzgeria leptoneura, eine morphologisch gut gekennzeichnete Art, die Schuster als eine der wenigen Lebermoosarten mit nahezu weltweiter Verbreitung anführt, zerfällt nach molekularen Daten in mehrere nicht näher verwandte Taxa.