DNA-Barcoding – die Bestimmung von Tieren, Pflanzen und Pilzen über den Vergleich kurzer Abschnitte des Erbguts (der DNA) – eröffnet der Wissenschaft ganz neue Möglichkeiten, Arten nachzuweisen. Dieser Ansatz wird nun auch dort angewandt, wo Biodiversität am höchsten ist, weiße Flecken in der Forschung am größten sind: im tropischen Afrika. Im Rahmen des OeAD-Kooperationsprojekts „DNA barcoding of Zambias Biodiversity“ – unter der Leitung der Universität Graz – wurde im Herbst ein DNA-Barcoding-Workshop an der Universität von Sambia in Lusaka mit Expert:innen der österreichischen Barcoding-Initiative ABOL, koordiniert vom Naturhistorischen Museum Wien, abgehalten.
Von Fischen und Libellen
„Im Vergleich zu Österreich, wo es hauptsächlich darum geht, Wissenslücken zu schließen, war in Afrika das Ziel, mit Fischen und Libellen einen guten Ausgangspunkt für eine breitere Erfassung und ein Monitoring der in Sambia beheimateten Biodiversität zu finden“, erklärt Stephan Koblmüller von der Uni Graz. Die Kenntnis der biologischen Vielfalt ist nämlich Voraussetzung, um den globalen Verlust und dessen Konsequenzen für die Menschheit eindämmen zu können. Koblmülller beurteilt daher positiv, dass sich 196 Staaten beim Weltnaturgipfel in Montreal am 19. Dezember 2022 geeinigt haben, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen: „Der Erklärung müssen aber auch Taten folgen.“
Sammelexkursion
Das Ziel war es, sambischen Biolog:innen die theoretischen Grundlagen zu DNA-Barcoding zu vermitteln sowie diesen methodischen Ansatz zur Biodiversitätserfassung auch in der Praxis durchzuspielen“, erklärt Nikolaus Szucsich, Koordinator der Initiative ABOL am Naturhistorischen Museum Wien. Dies umfasste neben vielen Vorträgen eine Sammelexkursion an den Fluss Kafue, bei der die Teilnehmenden, mit Insektennetzen und Ehrgeiz ausgestattet, Libellen fingen. Die gesammelten Tiere wurden im Labor auf ihre Art bestimmt und Gewebeproben für die DNA-Analyse entnommen.
Libellen gelten als gute Indikatoren für den ökologischen Zustand von Gewässern. Auch Proben von Fischen wurden für den Testlauf herangezogen, weil sie für Sambia eine große wirtschaftliche Bedeutung haben. „Auch wenn es nicht möglich sein wird, global jede einzelne Art zu erfassen, muss die Datengrundlage geschaffen werden, um besonders vulnerable Habitate zu erkennen und sie zu schützen“, betont Lukas Zangl vom Universalmuseum Joanneum Graz.
Die Risiken
Dies ist bereits in Österreich eine Herausforderung – wie auch in den Ländern des Globalen Südens, die die Biodiversitätshotspots der Erde besitzen. Die Gefährdungsfaktoren für die Biodiversität sind dort die gleichen wie hier, wie etwa Landnutzung, Umweltverschmutzung und Klimawandel.
Dazu kommen noch ein rasantes Bevölkerungswachstum einerseits und ein enormes Entwicklungspotenzial andererseits, verbunden mit steigendem Flächenbedarf. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wo der große Anteil an Biodiversität vorhanden ist und diese Gebiete zu schützen.
Wissenstransfer
„Durch diesen Wissenstransfer wurde ein Grundstein für weitere Bemühungen zur Etablierung einer sambischen Barcoding-Initiative gelegt“, zeigt sich Cyprian Katongo, Professor an der Universität von Sambia (UNZA) optimistisch, zumal mit der frühen Einbindung politischer Stakeholder bereits ein wichtiger Beitrag zum Erfolg gelungen ist. „Allein schon der Enthusiasmus und das Engagement der Workshopteilnehmer:innen zeigt, dass das Kernziel dieses Projekts, nämlich Wissenstransfer, nachhaltig erreicht werden konnte“, ergänzt Michaela Sonnleitner vom Naturhistorischen Museum Wien.
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